Meine Daten sind auch mein Problem

Die Datenschutz-Debatte ist mittlerweile ja ein alltägliches Thema und daher für die meisten irgendwie ausgelutscht und durchgekaut. Verständlich. Bei mir bleibt dennoch nach jeder medialen Empörung über NSA-Skandale, BND-Pleiten, Google Privatsphärenverletzungen und Fappenings nur eines im Kopf hängen: hätte man sich nicht ganz so blöd angestellt, wäre keiner überhaupt an die Daten gekommen.

Wenn ich dann an mich denke, ging es mir bisher eigentlich nicht besser als jedem anderen Opfer solcher Skandale. Meine E-Mails, mangels entsprechend informierter Empfänger, größtenteils nicht verschlüsselt. Meine Kalender und Kontakte bei Google gespeichert und über diverse Geräte synchronisiert. Meine geteilten Dateien lagen auf GDrive oder Dropbox. Meine Lesezeichen wurden in meiner digitalen Pocket+ abgelegt. Das kennst Du? Dann verstehen wir uns ja soweit.

Wo liegt das Problem? Das Problem liegt in meinen Augen bei zwei grundsätzlichen Einstellungen der Internetnutzer. Erstens, der Drang alles aus einer Hand zu wollen (“Bequemlichkeit”). Niemand würde vermutlich alle Belange des täglichen Lebens bei ein und dem selben Unternehmen beziehen und hinterlegen, vor allem, wenn dieses verspricht gratis zu sein. Du würdest dein Brot doch auch nicht beim Autohändler kaufen, wo Du außerdem auch dein Bankkonto bekommen kannst und deine morgentliche Zeitung gleich dazu? Wenn du verstehst, was ich meine. Ich für meinen Teil wäre zumindest sehr skeptisch, wenn ein solches Unternehmen an mich herantreten würde.

De facto machen wir aber derzeit zum Großteil nichts anderes. Ein Großteil unserer Informationen liegen bei den Big Playern des Internet und das für “lau”. “Daten? Ja und? Tut mir doch nicht weh. Sind ja nur Daten!”, und genau da liegt die exorbitante Fehleinschätzung. Des gesamte Internet besteht eigentlich nur aus einer einzigen elementaren Einheit: Daten. Und um die dreht sich im Internet förmlich alles!

Ich unterstelle Unternehmen keine böse Absicht per se; wobei Artikel wie Warum Google uns echte Verschlüsselung verweigert (heise) schon Fragen aufwerfen und Denkanstoß in die Richtung geben. Ich habe auch kein Problem damit, wenn unter gewissen Voraussetzungen Geld mit Informationen von mir verdient wird.
Der Kern ist, dass es zum einen viel zu einfach ist einen einzigen Dienst zu sabotieren und zu missbrauchen als mehrere Dienste (m “an das gute Zeug” zu kommen). Und Sabotage/Missbrauch beginnt nicht erst bei bösen Hackern, sondern bereits bei Regierungen die Unternehmen zwingen Daten ihrer Kunden preiszugeben (Stichwort “USA”).

Zweitens, das “Geiz ist geil”-Syndrom. Sind wir mal ehrlich, die meisten Großen im Internet leben heute warum so gut von unseren Daten? Richtig, weil sie irgendwelche Leistungen gratis anbieten oder anfangs anboten. Im echten Leben wäre hier wohl jeder skeptisch: “Kann es etwas taugen, wenn es gratis an jeden verteilt wird?”. Tja, am heimischen Computer wird diese grundlegende Vernunft wohl meist ausgeschaltet. Und das ist auch vollkommen nachvollziehbar.

Dennoch habe ich jetzt für mich beschlossen diesen Mängeln den Kampf anzusagen. Stück für Stück möchte ich von den großen Anbietern verabschieden, ohne dabei wirklich auf Komfort zu verzichten. Ich will meine Kontakte, Kalender und Lesezeichen (für späteres Lesen) weiterhin auf mehreren Geräten synchron halten. Und ich möchte Dir ein paar Optionen aufzeigen wie man es ähnlich angehen kann.

Was ich auf jeden Fall nicht will, ist einen verbalen Kreuzzug gegen Google, Facebook und Apple zu beginnen. Es ist nichts falsch daran deren Dienste zu nutzen. Es ist auch nicht falsch das ein oder andere Gratisangebot wahrzunehmen. Niemand soll fluchtartig jedes soziale Netzwerk verlassen und sich zuhause einigeln, darauf zu warten, dass der ultimative Firesale beginnt. Ich möchte bei Dir aber das Bewusstsein schärfen, dass eben nicht immer “All-in-One” und “je billiger desto besser” gelten muss.

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