Nove Colli 2009 – So schön kann Wetter sein

Am Morgen des 20.05.2009 kamen wir (Sonja, Luis, Matti und ich) nach 15stündiger Autofahrt etwas übermüdet und gerädert in Cesenatico an, verscheuchten aber sogleich für 7 Tage alle Wolken vom Himmel.

Traumwetter war angesagt! Was kann schöner sein, jeden Tag am Strand zu liegen, den Cappu zu genießen und gelegentlich 1-2 Stunden durch die schöne Emiglia Romagnia zu radeln oder joggen.

Am 22.05. bauten – fast – alle Rad- und Komponentenhersteller die Radmesse im Vorfeld des Nove Colli auf. Man konnte feststellen, das der Italiener ansich ein Auge für das schöne im Leben hat: schöne Autos, schöne Frauen und natürlich schöne Fahrräder. Es zuckte bereits in der Geldbörse, aber da kam – noch – das Veto von Sonja. Dies sollte sich jedoch im Laufe unseres Urlaubes noch ändern.

Bis zum Start des Rennens kamen in Cesenatico immer mehr Radfahrer an und es wurde zu einer waren Materialschlacht. Mein Stevens Rad (San Remo, Baujahr 2000, 7-fach-Schaltung) kam sich immer minderbemittelter vor zwischen Kuota, Cervelo, Willier, Pinarello etc. Aber es soll ja auf die Beine ankommen, hab ich mir sagen lassen.

Am Tag vor dem Rennen, hab ich noch eine kurze Laufeinheit (mit Matti von 5:30 – 7:00 Uhr) eingelegt, bevor ich mich mit dem Rad zum letzten Bergtest auf den Weg machte. Der ausgesuchte Berg hatte eine 14%-Steigung, was ein Mittelwert für das bevorstehende Rennen war. Nach meinem Ausritt hatte ich gehörigen Respekt vor dem Rennen und der Hitze. Ich habe auch mit Sonja über Angst gesprochen. Aber nun gab es keinen Weg zurück. Mittlerweile kippte die Stimmung zum Thema neues Rad auch bei Sonja, und es kamen so Sprüche wie: Sind die hier auf der Messe nicht günstiger?

Am Sonntagmorgen um halb sechs rollerte ich dann zur Startlinie  der orangenen Gruppe, mit dem Ziel der kleinen Runde über die 130 km (oder doch die 200). Die ersten 27 km kamen flach daher, allerdings auch nicht unflott mit einem 30-35er Schnitt und dem obligatorischen ersten Crash, das sah für die Beteiligten nicht gut aus.

Dann kam mit dem Polenta der erste Colli und ich fühlte mich ganz gut. Hier trat das ein, was alle vorrausgesagt hatten. Absteigen und schieben. Der Rückstau von ca. 11000 Rennradfahrern machte ein fahren am Berg unmöglich.

Während der Abfahrt machte mich ein Italiener auf mein flatternes Hinterrad aufmerksam. Eine kurze Analyse brachte das Drama zum Vorschein: die Hinterradachse war kaputt, komplett ausgeschlagen und somit schleifte das Hinterrad komplett an der Bremse – entweder hatte ich zuviel Druck in den Beinen und hab die Achse einfach kaputtgetreten oder das Alter des Rades machte sich bemerkbar. Die Abfahrt hab ich dann komplett mit beiden Händen auf der Bremse hinter mich gebracht.

Dann kam bereits der 2. Colli (Pieve de Rivoschio). Durch die ausgeschlagene Achse konnte ich bergauf nun auch nicht mehr das große Ritzel am Hinterrad benutzen. Mir stand somit als Übersetzung nur noch 39/24 zur Verfügung. Na das kann ja lustig werden am Barboto.

Also erst mal ruhig weiter, der Ciola (3. Colli) ging verdammt gut und in mir kam der Gedanke auf doch die 200 zu fahren, allerdings wurde es langsam heiß (34 Grad). Und der Durst immer größer! Bei der Abfahrt passierte es dann. Durch das andauernde Bremsen überhitze meine Felge und mit einem lauten Knall platze Mantel und Schlauch des Hinterrades. Zum Glück passierte dies auf einem geraden Stück und nicht in einer Kurve. Ein freundlicher Streckenposten signalisierte mir, das es noch 5 km bis zum nächsten Mechaniker sind.

Der Weg bergab war verdammt lang. Im Tal beim Mechaniker angekommen wurde mir auch sofort geholfen. Super Organisation. Ich musste nichts machen und die freundlichen Mechaniker haben mir nach ca. 15 Minuten Wartezeit auch gleich den Schlauch und Mantel gewechselt. Die gaben mir noch den Tip, mich mit dem defekten Hinterrad auf die 130 km zu beschränken. Fahren könnte ich noch, aber bei den nächsten Abfahrten könnte mich das gleiche Problem wieder ereilen. Ich hab mich noch gefragt, warum an dieser Station so viele Radfahrer ihre Räder nochmals checken ließen. Na gut, wieder rauf auf Rad.

Um die nächste Kurve rum und da sah ich dann auch warum alle ihre Räder überprüfen ließen … der Barbotto. 
Oft wanderte der Blick aufs Ritzelpaket, bin ich wirklich schon ganz rechts, die 39/24 taten weh und der Weg war noch so weit. Und das Wasser war schon wieder alle und die Sonne brannte, mein Tacho zeigte schließlich 44 Grad und ein Ende war nicht abzusehen

Dann endlich oben, jetzt nur noch bergab zurück ins Ziel! Leider hatte ich die vielen Wellen vergessen. Von hinten kam dann glücklicherweise ein Grüppchen herangeflogen, die führte ein Pinarello-Mann kilometerlang mit vollem Speed. Die Beine waren noch gut und somit konnte ich mich mit ihm  bei über 40 km/h in der Führungsarbeit abwechseln.

Das Hochhaus von Cesenatico flog nur so heran, dann die Zielgerade, noch flugs das Trikot geschlossen, bei Sonja und den Kindern kurz vor dem Ziel angehalten und dann mit zufriedener Miene durchs Ziel.

 

Der NoveColli 2009 bleibt als Hitzeschlacht wohl noch lange in Erinnerung!

PS: nächstes Jahr ist Jubiläum, der 40. NoveColli wartet und wir werden dann 2 Wochen Urlaub in Cesenatico machen … mit neuem Fahrrad

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